Kultur und Pflege von Citrus
Beitrag von Eckhard Hantsch
Die Pomeranze oder Bitterorange (Citrus x aurantium) ist die robuste Art unter den Citruspflanzen, die bereits vor über 300 Jahren als exotischer "Südländer" auf unterschiedlichste Art in den herrschaftlichen Gärten nördlich der Alpen gesammelt und oft sehr aufwendig ausgestellt wurde (Abb. 1).
Aufbauend auf das über Generationen überlieferte Wissen der Orangeriegärtner sollen im Folgenden spezielle Hinweise zur Kultur und Pflege von Pomeranzen gegeben werden, die sich heute in der Praxis bewähren:
Das Pflanzsubstrat
Die gärtnerische Spezialmischung der Pflanzenerde sollte von jedem Orangeriegärter selbst zusammengestellt werden. Die folgenden Angaben beziehen sich auf ältere bzw. größere Citruspflanzen (ab 40 cm Holzkübel), die ungefähr 5 bis 6 Jahre im gleichen Substrat verbleiben. Deshalb muss dieses Substrat eine sehr stabile Grundstruktur aufweisen, die dauerhaft luft- und wasserdurchlässig, aber im Gegenzug auch wasser- und nährstoffhaltend bleibt.
Zusammenstellung des Grundsubstrats:
• Verwendung von über mehrere Jahre kompostiertem Linden- und Buchenlaub
• Mischung mit gut verottetem Pferde- oder Kuhmist
• Zugabe von ca. 5% Lehm als Pufferstoff und wasserhaltende Komponente
• Dämpfung des Subtrats vor der weiteren Verwendung (mind. 95° C)
Herstellung des Fertigsubstrats:
• bis zu 20% Beimischung von grobfasrigen Torf oder Kokosfaser zur
Strukturstabilisierung des Grundsubtrats → wichtig ist die Verwendung von Torf, der
den ph-Wert lange Zeit im leicht sauren Bereich von 5,5 bis 5,8 hält
• Zugabe von grobkörnigem Sand und Blähton oder gebrochenem Lavagestein zur
besseren Durchlüftung, aber auch z.T. wasserhaltend
• Zugabe von organischem Dünger als Spezialmischung aus Guano, Blutmehl und
Hornspänen sollte gutuntergemischt werden (bis zu 5 kg/qm möglich)
• Empfehlenswert ist die Zugabe von Urgesteinsmehl zur Bereitstellung wichtiger
Mineralstoffe
• Einbringung eine Drainagelage im unteren Kübelbereich (Topfscherben, Blähton o.ä.)
Das Umkübeln
Die Pomeranzenbäume werden i. d. R. alle 5 bis 6 Jahre umgekübelt (Abb. 2). Aufgrund des großen Umfangs wird dieses Thema in einem gesondertem Beitrag behandelt.
Wasser- und Nährstoffbedarf
Für die Einschätzung des jeweiligen Wasser- und Nährstoffbedarfs sind unbedingt der Standort bzw. Standplatz der Citruspflanze sowie die Jahreszeit und Witterung zu berücksichtigen.
Die Wasserqualität ist ein wichtiger Wachstumsfaktor. Das Gießwasser sollte weich sein, d.h. einen geringen Calcium- und Chloridgehalt aufweisen.
Regenwasser ist besser zum Gießen geeignet als Leitungswasser. Es ist aber zu beachten, dass im Regenwasser kaum Nährstoffe enthalten sind. Entsprechend ist die Nährstoffversorgung der Citrus (Düngung) während der Wachstumszeit sichzustellen. Tipp: Beim Gießen über ein Düngereinspeisegerät kann man dem Gießwasser permanent schwach konzentrierten (0,5 -1%ig), flüssigen Volldünger beimischen.
Düngung der Pomeranzen:
In der Hauptwachstumszeit sind Pomeranzen sind Nährstofffresser. Es gilt die Faustregel: Je höher die Temperaturen sind, umso höher die Düngergaben.
• Konzentration max. bis 0,5%, am besten flüssig mit gut löslichen Flüssigdüngern
• stark N-betont, bewährtes Verhältnis: NPK: 12-4-6++Spurenelemente
• organische Grunddüngung ist besser als Depotdüngung mit M6 (zu unkontrolliert)
• Anfang Juni Wechsel der oberen Substratschicht im Pflanzkübel mit frischem Substrat,
mit reichlich organischem Dünger → optimal für ein kräftiges Wurzelwachstum
• Flüssigdüngung von Mai bis E. August 1x wöchentlich oder 14- tägig etwas stärker
• Abschlußdüngung Anf.September, Kali-betont (z.B. Kalisalpeter)
• Untersuchungen haben ergeben, dass hoher P-Gehalt für Pomeranzen auf Dauer
schädlich ist. Sie brauchen also für die Blüten- u. Fruchtbildung nicht so viel P
• frühes Düngen mit reinem N, oft ist der N-Gehalt im milden Spätherbst aufgebraucht
→ Folge sind helle Triebspitzen
• Gießen mit schnellaufnehmbaren Nitrat-Düngern im März ist sinnvoll
(Ammonnitrat oder Calciumnitrat 0,1% )
Pomeranzen im Winterquartier
• Pomeranzenkübel unbedingt auf Hölzer oder Ziegelsteine stellen stehen
• heller Standplatz, aber abnehmende Sonnenintensität
• allmähliches Absenken der Lufttemperatur auf 5 bis 8°C
• Verringerung des Wasserbedarfs
Hinweis: E. Oktober bis M. November ist die Kübeltemperatur noch nicht unter 10°C
gefallen, d.h. die Assimilation geht weiter, oft helle Triebspitzen, da Stickstoff fehlt
• Gießen anfangs 2x wöchentlich, später 1x, aber gründlich
• Luftfeuchtigkeit ist anfangs oft zu niedrig, das führt zu kurzzeitigen Laubfall
• opotimal ca. 75% relative Luftfeuchtel – über 90% führt zu Fäulnis u. Schimmel
• gute Durchlüftung ist wichtig, im März/ April kann es tags mit zunehmender
Sonneneinstrahlung zur starken Lufterwärmung kommen, ohne starke nächtliche
Abkühlung, beginnen die Pflanzen an der Licht zugewandten Seite schnell austreiben • Drehung der Bäume um 180 Grad ist ratsam, damit die Kronen nicht schief werden
• mit beginnenden Wachstum wieder mehr gießen
Pflanzenschnitt
Für einen regelmäßigen und gesunden Kronenaufbau kann man bei den Pomeranzen die notwendigen Schnittarbeiten fast ganzjährig durchführen. Wie bei uns im Barockgarten Großsedlitz gelingt es dann, eine vorbildlich barocke, d.h. leicht abgeflachte und lockere, aber insgesamt geschlossene Kugelform der Krone in der jeweils vorgeschriebenen Stammhöhe zu erziehen.
Die wichtigsten Schnittarten sind:
1. Erziehungsschnitt in den ersten Jahren des Kronenaufbaus (Abb. 3)
2. Formschnitt als a) Winterschitt im April bis Anfang Mai (Abb. 7)
b) Herbstschnitt im September bis Mitte Oktober (Abb. 6) 3. Entspitzen oder Pinzieren und Ausbrechen von Jungtrieben im Sommer (Abb. 4, 5) 4. Starker Rückschnitt vor dem Umkübeln oder
5. Totalrückschnitt nach Wurzelkrankheit oder starkem Blattfall
Die Schnittarbeiten an Citrus sind ein umfangreiches und fachlich spezielles Thema, welches ebenfalls in einem gesonderten Beitrag behandelt werden soll.
Obere und Untere Orangerie
im Barockgarten Großsedlitz
Foto © Barockgarten Großsedlitz
Umkübeln der Pomeranzen nach
6 Jahren in neue Kübel
Foto © Barockgarten Großsedlitz
Junge Veredlung mit Erziehungsschnitt
Foto © Barockgarten Großsedlitz
Pinzieren im Juni
Foto 2008 © J. Scheffler
Pinzieren im Juni
Foto © Barockgarten Großsedlitz
Formschnitt im Herbst
Foto © Barockgarten Großsedlitz
Winterschnitt
Foto © Barockgarten Großsedlitz