Orangeriekultur - Eine interdisziplinäre Forschungsaufgabe
Beitrag von Margita M. Meyer
Noch immer gleichen unser Wissen über die historische Entwicklung der Orangerien, unsere botanischen Kenntnisse über die Orangeriepflanzen und unsere Erfahrungen mit den gärtnerischen Kulturtechniken im Umgang mit den pflegeintensiven Pflanzen einem Mosaikbild, dessen viele Hundert Steinchen noch nicht zusammengesetzt sind.
Eingebettet in die großen historischen Entwicklungsstränge der europäischen Gartenkunst, die zumindest in ihren Hauptentwicklungslinien in den letzten hundert Jahren, ausgehend von Marie-Luise Gotheins Jahrhundertwerk Geschichte der Gartenkunst (2 Bde. Jena 1926) geschrieben wurde, harren noch viele querschnittsorientierte Fragestellungen der Gartengeschichte ihrer weitergehenden Erforschung. Was fehlt, sind interdisziplinär angelegte Forschungsprojekte, wie es sie für andere Denkmalgruppen gibt, die sich epocheübergreifend bestimmten Fragestellungen zuwenden, wie sie für eine qualitätvolle Praxis der Gartendenkmalpflege notwendig wären. So z. B. Fragen nach der historischen Pflanzenverwendung, den historischen Baumaterialien in der Gartenkunst und den überlieferten historischen Gartenbautechniken, die meist nur noch in den alten Gartenbautraktaten zufinden sind.
Auch die Orangeriekultur stellt ein solches Querschnittsgebiet dar, das nur in Zusammenarbeit von Fachleuten mehrerer Disziplinen - Kunsthistoriker, Architekten, Gärtner, Botaniker, Historiker - vertieft erforscht werden kann. Dabei gilt zu bedenken, dass schon der Begriff der Orangerie im Laufe der Zeit unterschiedliche Bedeutungen hatte und selbst der Objektbereich keineswegs eindeutig ist, wenn in den historischen Plänen und Quellen von Orangerien die Rede ist.
Die Geschichte der Entwicklung der Orangeriebauten in Deutschland wurde erstmals in der 1939 veröffentlichten Dissertation von Arnold Tschira (TH Fridericiana zu Karlsruhe 1937) ausgebreitet. Seitdem gab es keinen weiteren Versuch, dieses Thema systematisch neu zu schreiben, obwohl es mittlerweile eine Fülle von einzelnen Untersuchungen und wissenschaftlichen Abhandlungen gibt, die neue Erkenntnisse und Befunde zu Tage gefördert haben.
Expositio litterarum ...
Foto © C. A. Wimmer 2003