Zur Erfassung der Orangerien in Deutschland
Beitrag von Simone Balsam
Die Datenbank des AK Orangerien e.V.
Die umfassende Kenntnis der Orangerie- und Gewächshausbauten gehört seit der Gründung des Arbeitskreis Orangerien in Deutschland e.V. im Jahr 1979 in Potsdam zu den Prioritäten der Tätigkeiten des Vereins. Unser Hauptinteresse lag zunächst auf der Orangeriekultur und daher auf den Winterungsbauten der zugehörigen Pflanzensammlungen. Jedoch hat der Verein von Anfang an auch die weitere Entwicklung der historischen Gewächshäuser berücksichtigt. Kontinuierlich haben wir in dieser Zeit die Forschung zu den unterschiedlichsten Fragen der Orangeriekultur betrieben.
Unsere Inventarisation der Orangerie- und historischen Glashäuser basiert zum einen auf zahlreichen Datenblättern, die von Vereinsmitgliedern mit ihren Kenntnissen über Orangerien und Gewächshäuser erstellt wurden, darüber hinaus auf der Dissertation der Verfasserin und weiteren systematischen Untersuchungen, die vom AKO in mehreren Bundesländern angeregt wurden. Mit dem Ziel, die Forschungstätigkeit der unterschiedlichen Bearbeiter zusammenzuführen und einen Überblick über die in Deutschland errichteten – und inzwischen unter Umständen wieder vernichteten – Pflanzenhäuser, ihre Entstehungszeiten und Besonderheiten zu erhalten, sie vergleichen und einordnen zu können, wurden diese Unterlagen bis 2005 zur systematischen Inventarisierung in eine einfache und inzwischen veraltete Datenbank eingegeben. Sie war zunächst für den großen Überblick konzipiert, nicht für größere Detailmengen (z.B. Archivalien).
Die gegenwärtige Datenbank enthält 603 Datensätze, 221 (formale) Dokumente, teilweise mit Detailinformationen zu einzelnen Objekten. Darunter sind erhaltene wie auch nicht erhaltene Orangerien (z.B. 22 Pomeranzenhäuser) sowie andere Gewächshäuser. 375 Bauten sind als „Orangerien“ ausgewiesen, aber ca. 25% der Objekte noch völlig ohne Bezeichnung des Bautypus. Die normale Listenabfrage beinhaltet die Kriterien
- Ortsbestimmung – über die Faktoren Bundesland, Kreis und Stadt.
- Nähere Bezeichnung der Lage im Schlosspark/-garten.
- Bautypus – im Sinne einer Unterscheidung zwischen Orangerie und Glashaus.
- Entstehungszeit: Baujahr oder Jahrhundert der Entstehung.
- Faktor Erhaltung als Ja/Nein Abfrage.
- Feld Nähere Informationen: hier kann eine Beschreibung des Zustands erfolgen. Diese Spalte beinhaltet einen Hyperlink zu einem gesonderten Datenblatt, das mit einer Eingabemaske gestaltet ist. Hier gibt es Platz für Fotos und Raum für frei formulierte Beschreibung bzw. Literatur, Archivalien und weitere Angaben. Mit Hilfe dieser Verknüpfung soll dem Mangel jeder Listenerfassung begegnet werden, indem an dieser Stelle Zusammenhänge und Details berücksichtigt werden.
Seit 2017 wird die Datenbank internetbasiert weiterentwickelt. Die Migration der Daten und Struktur erfolgte in eine SQL Datenbank und die Installation während der Entwicklungsphase auf dediziertem Server in der Cloud. Als Funktionserweiterung erfolgte eine Geo-Referenzierung der Objektdaten über die Verknüpfung mit Google-Maps.
Die Datenbank wird zunächst nur für Mitglieder des AKO freigeschaltet. Mitglieder legen bitte über die Eingabemaske einen neuen Benutzeraccount an und bekommen über das System ein Passwort.
Orangerie-Datenbank Online:
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Begriffsbestimmung
Für eine Kulturgeschichte der Orangerie ist es unabdingbar, auch frühe Formen der Winterungen sowie ebenso Parallel- bzw. Weiterentwick¬lungen zu dokumentieren, so dass wir nach wie vor das Ziel haben, mit unserer Inventarisation alle historischen Pflanzenhäuser zu erfassen. Das Problem, dass im allgemeinen Sprachgebrauch Begriffe wie Gewächshaus, Glashaus, Palmenhaus, Wintergarten nahezu als Synonyme gebraucht werden, muss durch eine exakte Begriffsbestimmung (Thesaurus) gelöst werden.
Alle historischen Pflanzenhäuser sind aus dem einen „Gewächsen-Haus“ des 16. und 17. Jahrhunderts – dem Winterhaus für die Pflanzensammlung Orangerie – hervorgegangen. Im Laufe dieser Entwicklung kam es zu zahlreichen architektonischen Übergangsformen, so dass es im Rückblick nicht eben leicht fällt, die einzelnen Bautypen klar zu unterscheiden. Erschwert wird eine Typologie der historischen Pflanzenhäuser durch die Tatsache, dass die überwiegende Mehrzahl nicht mehr ihre ursprüngliche Nutzung besitzt und diese auch durch Archivalien nicht immer sicher nachzuweisen ist.
Bereits der Begriff Orangerie unterlag einem großen historischen Bedeutungswandel. Heute üblicherweise für das Gebäude verwendet, bezeichnete er vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in Deutschland eine Sammlung verschiedener fremdländischer Gewächse, in denen außer den besonders beliebten Zitruspflanzen auch zahlreiche andere vertreten waren. Der Begriff wurde sodann auch für den Pflanzenstellplatz und schließlich – zu Beginn des 18. Jahrhunderts – für die Winterhäuser der Pflanzensammlung benutzt.
Die Orangeriebauten des 17. und 18. Jahrhunderts entstanden in den Varianten des abschlagbaren Pomeranzenhauses für die in den Boden ausgepflanzte Orangerie und des fest stehenden Hauses für die in Töpfen gezogenen Gewächse. Beide Bautypen dienten dem Pflanzenbestand Orangerie als Witterungsschutz während seiner Vegetationsruhe. Die Orangerie ist ein Kalthaus, das zur Überwinterung einer Sammlung von Kübelpflanzen dient, die eine Vegetationspause um 2 bis 8 Grad Celsius benötigen. Es soll in ihr keine Kultivierung stattfinden – dies unterscheidet sie von anderen Gewächs- oder Glashäusern. Technisch betrachtet lässt sich die Orangerie also recht klar von einem Palmenhaus, Treibhaus, Wintergarten unterscheiden. Architektonisch kommt es jedoch im Laufe der Entwicklung, wie gesagt, zu zahlreichen Varianten und Übergangsformen.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Deutschland folgende Varianten von Winterhäusern errichtet.
Abschlagbare Pomeranzenhäuser für die „im Grund stehende Orangerie“
Um 1550 wurden bei uns die ersten Gebäude errichtet, um die „zärtlichen“ Pflanzen vor der nordeuropäischen Kälte zu schützen. Die „im Grund stehende Orangerie“ galt mit dem natürlichen Wuchs und der stattlichen Größe ihrer Bäume bis ins späte 18. Jahrhundert als die besonders noble Form einer Orangerie.
- Weitere Bezeichnungen im 16. und 17. Jh.: Gewächsenhaus, Pomeranzen-Haus oder Winterung.
- Pflanzung – meist aus Italien eingeführter Pomeranzen – als Hain in einen Teil des Gartens, an einen besonders sonnigen, windgeschützten Platz.
- Diese „im Grund stehende Orangerie“ umgab man im Herbst mit Holzkonstruktionen (auch mit Stoffen oder Stroh) und versuchte eine Beheizung mit offenen Feuern und Kohlebecken.
- Weitere Bauformen:
- Konstruktion angelehnt an rückwärtige Mauern,
- Konstruktion mit steinernen Wänden und abschlagbarem Dach,
- Häuser, bei denen das Dach mittels Schienen, Rollen und Seilzügen zurückgeschoben werden konnte,
- Haus auf Rollen auseinanderzuschieben.
Orangeriebauten um 1700
Im kühlen Nordeuropa erwies es sich als günstiger, die Zitruspflanzen nicht im Grund, sondern in Gefäßen zu kultivieren. Nach dem Dreißigjährigen Krieg bildete sich in Deutschland der Typus des festen Orangeriegebäudes für eine transportable Pflanzensammlung heraus. Sein Aussehen wurde von den Bedürfnissen der Pflanzen bestimmt:
• Eine dauerhafte, gut isolierte Bauweise (Mauerwerk oder Fachwerk) ist unabdingbar für das Gedeihen der Pflanzen,
• zur Belichtung große Fenster nach Süden oder Westen,
• mindestens eine sehr große Tür, um die Pflanzen ein- und auszubringen, meist an den Schmalseiten,
• gute Belüftung, am besten über Decke und Dachraum,
• Heizung,
• auf dem Fußboden darf keine Staunässe entstehen; vielfach Steinplatten oder gestampfter Lehm.
Fakultativ:
• Heizgang an der Nordseite, von dem aus die Öfen beschickt wurden,
• hier sowie im Dachgeschoss Räume für gärtnerische Tätigkeiten oder Aufbewahrung,
• Gärtnerwohnung.
Der besondere Charakter einer Orangerie war jedoch immer mit einer über das Gärtnerische hinausgehenden Nutzung verbunden, denn frühzeitig erkannte man die repräsentativen Möglichkeiten des galerieartigen Raumes sowie die Faszination, die der Orangerieraum im Winter mit den duftenden, gleichzeitig blühenden und fruchttragenden Bäumen ausübte, „da man im Winter als in einer Galerie spatzieren kann.“ (Zitat: D’Aviler, 1691). Im Sommer nutzte man den leergeräumten Pflanzenraum gern als Festsaal, beispielsweise für glanzvolle Bankette, Konzerte oder Theateraufführungen.
Neben dem für die Pflanzen Notwendigen errichtete man schlossartige Orangerien mit Mittel- und Seitenpavillons oder Bauten über gekurvten Grundrissen. Orangeriesäle wurden prächtig ausgestattet, um sie auch für glanzvolle Festlichkeiten zu nutzen. Waren zunächst in den Orangerien Gärtnerwohnungen eingerichtet, dienten später Mittel- oder Seitenpavillons sogar als fürstliche Wohnungen. Orangeriegebäude wurden zu den wichtigsten Begleitbauten der Schlösser. Sie erhielten im Gartenensemble immer wieder besonders prominente Stellungen, häufig in direktem Gegenüber zum Schloss, als Abschluss und Blickpunkt am Rand des Gartens.
Bereits die frühesten, als fester Bau entstandenen Orangerien zeigen das große Spektrum an Möglichkeiten festlicher Ausgestaltung und unterschiedlicher Lage im Ensemble. Italienische oder auch französische Bauwerke waren vielfach vorbildgebend.
Terrassenorangerien (Vorbilder Meudon, Versailles) besaßen sowohl einen guten Witterungsschutz als auch wärmespeichernde Funktion, konnten aber nur schlecht gegen die eindringende Feuchtigkeit isoliert werden.
Als Rahmung des Schlossparterres, fakultativ:
auf der Grundlinie des Schlosses mit vorgelegtem Orangerieparterre,
mit geschwungenem Grundriss.
Orangerie als Lustschloss ist ein stattlicher und architektonisch aufwendig gestalteter Baukörper, der das Achsensystem eines auf ihn bezogenen Gartens beherrscht.
Orangeriebauten auch als Schlossflügel des Corps de logis (Vorbild Clagny, 1674-76). In Auf- und Grundriss ist sie völlig der Architektur des Schlosses und seiner Begleitbauten angepasst.
Weitaus am häufigsten wurden jedoch in Deutschland Orangerien in einem eigenen Gartenteil errichtet. Hier konnte sie am ehesten den verschiedenen an sie gestellten Funktionen gerecht werden, Nutzen und Lust in idealer Weise vereinen. Meist fand vor dem Bau die Pflanzensammlung Auf¬stellung, seitlich konnten sich Küchengärten anschließen. Je nach der Lage im Garten und der beabsichtigten Nutzung gibt es hierbei die größten Unterschiede von schlicht-zweckmäßiger bis hin zu aufwendiger Gestaltung.
Fortschritte in der Glasherstellung (Tafelglas durch Gieß- und Walztechnik) und der Behei-zung (Kanalheizung) sorgten bereits im späten 17. Jahrhundert für die Entwicklung eines neuen Gebäudetypus. Aus Holz und Glas konnte man nun Häuser zur Treiberei des kost-baren Obsts für die herrschaftliche Tafel konstruieren. Hier als eines der frühesten das von Vol¬kamer als „Glas- oder Fenster-Haus“ be¬zeich¬nete Gebäude, um 1700, im Garten des Otto von Münchhausen in Schwöbber bei Bad Pyrmont, hier in der Abb. bei Volkamer, 1714.
Um den Lichteinfall für die Pflanzen während des Winters zu verbessern, hielt die Konstruktion der südlichen Wand als große Fensterfläche in den Orangeriebau selbst Einzug. Es entstanden seit ca. 1730 die „Schwanenhals- oder Sonnenfanghäuser“ mit ihrer völlig verglasten, häufig schräg gestellten Südfassade, über der sich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Hohlkehle als „Sonnenfang“ wölbt. Seinem Namen entsprechend hatte er die Aufgabe, die Warmluft nicht abziehen zu lassen und zugleich als Witterungsschutz zu dienen. Neben dem klassischen Orangeriebau etablierte sich dieser Bautyp bis ca. 1800 in den Gärten. Häufig wurde er in den Nutz- oder Orangeriegärten errichtet, diente einer klassischen Orangerie als Treibhaus oder aber erfuhr durch die Kombination mit Mittel- und Seitenpavillons zusätzliche Nutzungen.
Aus dem einen „Gewächsen-Haus“, das Heinrich Hess 1710 als das „aller-nothwendigste Stück“ in einem „stattlichen Lust-Garten“ bezeichnet hatte, waren bis zum 19. Jahrhundert zahlreiche spezialisierte Häuser entstanden:
Z.B. Aloehäuser und weitere spezialisierte Häuser zum Treiben von Obst,
z.B. Ananashäuser, Bad Muskau.
Die Nachschlagewerke des 19. Jahrhunderts benennen die Orangerie als eines von verschiedenen Gewächshäusern. Der Begriff Gewächshaus oder auch Glashaus ist nun der Oberbegriff, unter dem sich sowohl Treibhäuser als auch Konservationshäuser (Kalt-, Warm- und temperierte Häuser) vereinen. Die architektonische Gestaltung der Orangerien ließ sie nach wie vor geeignet erscheinen, in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohngebäude errichtet zu werden.
Anders verhielt es sich mit den modernen Glas-Eisen-Architekturen der Treib- oder Pflanzenhäuser. Ihre neuartigen Bauformen sah man in ästhetischem Widerspruch zur traditionellen Architektur und wollte sie zunächst nur entfernt vom Wohnhaus, in den Nutzgärten oder auch in den botanischen Gärten, die vor allem seit den Universitätsgründungen im 16. Jahrhundert in vielen europäischen Städten entstanden waren, verwenden. Dort wurden nun ebenso wie in den fürstlichen Anlagen Pflanzenhäuser aus Eisen und Glas errichtet. Die Entwicklung der gläsernen Pflanzenhäuser vollzog sich zwischen 1800 und 1900 in mehreren Schritten.
Orangerien ca. 1800-1900 (116 Orangerien)
Neben den Erfahrungen mit dem neuen Bautypus prägten zwei Faktoren die weitere Entwicklung der Orangerien im späten 18. und 19. Jahrhundert entscheidend: Der landschaftliche Stil hielt Einzug in den Gärten und die Zusammensetzung der Pflanzensammlungen veränderte sich durch die neu eingeführten Exoten. Während man die neuen Arten in die Orangerien zunächst vielfach integrierte, zeigte sich bald, dass ein solches Vorgehen den licht- und wärmeliebenden Pflanzen nicht gerecht wurde. Um sie, und besonders die Palmen, im kalten Mitteleuropa zu kultivieren, benötigte man eigenständige, ganzjährig temperierte Bauten mit hohem Lichteinfall. England wurde führend in der Entwicklung verschiedener spezialisierter Pflanzenhäuser unter Verwendung der neuen Baustoffe Glas und Gusseisen.
Ein entscheidender Punkt bleibt auch für die Orangerien des 19. Jahr¬hunderts ihre architektonische Gestaltung. Betrachtet man die damals in Deutschland errichteten Orangeriebauten, so lassen sich verschiedene Gesetzmäßigkeiten feststellen. Zunächst sind sie ganz eindeutig Kinder ihrer Zeit und zeigen die Auseinandersetzung mit den Zeitströmungen in der Architektur und Gartenkunst. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Orangerien zum einen als Staffagebauten in gotischem oder exotischem Stil errichtet (Wörlitz 1798, Bad Muskau 1844), zum anderen als klassizistische Architekturen, die eher den Nutzgärten zugeordnet waren. Zahlreich sind die Beispiele der Bauten, die, in Weiterentwicklung der Sonnenfanghäuser, aus einem Mittelpavillon und seitlichen Glashäusern oder auch einem Glashaus und seitlichen Pavillons zusammengesetzt sind (Schlitz 1805, Michelstadt-Steinbach, 1838: Kalthaus, feuchtes und trockenes Warmhaus). Bei diesen additiven Baukörpern diente der mittlere Saal gerne als Orangenstellplatz und Gesellschaftsraum, während die Flügel als temperierte und warme Häuser oder als „Krankenstation“ für besonders pflegebedürftige Orangeriegewächse genutzt wurden.
Solche Grundrissformen waren jedoch auch für Palmenhäuser sehr beliebt, so dass eine Abgrenzung bei vielen Bauten um die Mitte des 19. Jahrhunderts – sofern man nur den Baukörper betrachtet – schwer fällt. Sofern hier nicht die Orangerienutzung archivalisch belegt ist, müssen wir für die Erfassung diese Bauten als Gewächshaus mit massivem Mittel- oder Seitenpavillon ansprechen, bei dem die Nutzung als Orangerie fraglich ist.
Die Entwicklung der gläsernen Pflanzenhäuser vollzog sich zwischen 1800 und 1900 in mehreren Schritten. Die ersten eisernen Gewächshäuser waren noch Räume von geringen Dimensionen in einfachen, streng geometrischen Formen.
Um 1850 entstanden in Deutschland die wenigen von der modernen Glas-Eisen-Architektur dominierten Orangerien.
Die Gewächshäuser sind aus einfachen Grundelementen aufgebaut und könnten so zu verschiedenen Baukörpern addiert werden. Gusseiserne Formteile ließen sich in industrieller Fertigung in beliebigen Mengen herstellen. Es wurde nun möglich, nahezu unendlich große Flächen mit Hilfe der Glasdächer und filigraner Stützenstellungen zu überdecken. Diese bahnbrechende Entwicklung führte zu Joseph Paxtons berühmten Pflanzenhäusern von Chatsworth (Great Stove, 1836-40; Victoria-Regia-Haus, 1849) und zum ersten Weltausstellungsgebäude 1851 in London.
Zu gleicher Zeit erlebte der Typus Orangerieschloss in historistischen Stilformen letzte Blüte und repräsentative Höhepunkte Nachfolgend wurden im späten 18. Jahrhundert an zahlreichen Orten in Deutschland die Orangeriebestände zusammengelegt und verkleinert, der große Niedergang der Orangeriebauten begann, während Palmenhäuser, Wintergärten und viele weitere spezialisierte Pflanzenhäuser verstärkt entwickelt wurden. Diese historischen Gewächshäuser treten in den letzten Jahren immer stärker in unseren Fokus, denn auch ihr Bestand ist vielfach gefährdet.
Simone Balsam: Orangerien – Bauten im Spannungsfeld zwischen Architektur und Natur. Studien zur Typologie am Beispiel hessischer Orangerien, Diss. Universität Marburg 1989.