Orangeriepflanzgefäße
Beitrag von Dorothee Ahrendt
Jede noch so gesund und wohlgestaltet gezogene Orangeriepflanze verliert an Wirkung oder kränkelt schlimmstenfalls, wenn sie in ein unpassendes Gefäß gepflanzt wird. Dies beherzigten schon die alten Orangeriegärtner, wie zahlreiche historische Gefäßformen und -typen, welche uns auch heute noch zum Vorbild dienen sollten, zeigen.
Besonders im Zeitalter des Barock gab es kostbare, von Kunsthandwerkern gefertigte Zierkübel aus Porzellan, Fayence, Silber, Eisen-, Bronze- oder Zinkguss, die meist mit blühenden und fruchtenden Orangenbäumen besetzt, der Tisch- oder Raumdekoration dienten. Aber auch die Gefäße, in denen die Pflanzen kultiviert wurden, winters in den Orangeriehäusern und sommers im Freien standen, waren in der Regel praktisch und schön zugleich.
War und ist in Italien das traditionelle Pflanzgefäß der Terrakottatopf oder -kübel, benutzte man jenseits der Alpen Behältnisse aus anderen Materialien. Die größeren Pflanzen wurden in Holzkübel und -kästen, die kleineren in Tontöpfe gesetzt. Letztere sollten gut gebrannt, nicht glasiert und von konischer Form sein. Es gab spezielle Töpfe für Ananas, Rosen, Palmen und Aurikel.
Größer und widerstandsfähiger waren Kübel und Kästen aus Holz. Bei den Kästen unterschied man zwei Prototypen: Den mit festgefügten und den mit beweglichen Seitenwänden. Letzterer geht auf den Caisse de Versailles zurück. Die Kontrolle des Wurzelballens und das Umpflanzen lassen sich damit einfacher bewerkstelligen. Dieser Kasten ist noch heute
in Versailles in der traditionellen Ausführung
zu erwerben, wird aber auch vielerorts nachgebaut. Ein Vorteil des fest zusammengefügten Kastens besteht darin, dass die Seitenwände ornamental, mit Wappen oder Spiegeln bemalt werden können. Als Idealproportionen für den Orangenkasten galt folgende Formel: Kastenhöhe:Stammhöhe:Kronenhöhe = 1:2:1. Dieselben Größenverhältnisse galten auch für den runden, von Eisenringen zusammen gehaltenen Holzkübel. Der besseren Standfestigkeit wegen sollten sie sich von oben nach unten nur wenig verjüngen. Die Holzkübel wurden ebenfalls farbig verziert.
Orangerieparterre in Versailles, Foto © D. Ahrendt 2003