Schriftenreihe Orangeriekultur, Band 8
Orangeriekultur im Herzogtum Sachsen-Gotha
Seit Jahrzehnten stellt sich der Arbeitskreis Orangerien in Deutschland der Aufgabe der Erforschung der deutschen und europäischen Orangeriekultur. Auf seiner 31. Jahrestagung widmete sich der Arbeitskreis den Orangeriebauten und exotischen Pflanzenkulturen im einstigen Herzogtum Sachsen-Gotha.
Im Mittelpunkt des Begleitbandes zur Tagung steht die bedeutende Orangerieanlage des Schlosses Friedenstein in Gotha mit den 1747-1774 errichteten Orangen- und Treibhäusern. Über 100 Jahre nach der Erhebung Gothas zur Residenz des Herzogtums Sachsen-Gotha und dem Bau von Schloss Friedenstein gelang den Architekten Gottfried Heinrich Krohne und Johann David Weidner eine eigenständige, in Deutschland und Europa einmalige Schöpfung. Eine Reihe von planerischen Entwürfen zu diesem opulenten Orangeriegarten hat sich erhalten. Im Gothaer Museum für Regionalgeschichte auf Schloss Friedenstein kann das von Krohne 1747/48 eigenhändig gefertigte Modell besichtigt werden. Die überregionale Bedeutung und die wechselvolle Geschichte der Gothaer Orangerien spiegeln sich in sechs Beiträgen wider. Auch erfolgt die Einordnung der Orangerie von Schloss Friedenstein in den historischen Kontext der europäischen Gartenkultur.
Zum Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg gehörten die Schloss- und Gartenensembles in Friedrichswerth, Ichtershausen, Altenburg und Molsdorf. Die als Lustschlösser des Herzogshauses entstandenen Anlagen verfügten ab dem 17. Jahrhundert über Orange-riepflanzenbestände und entsprechende Überwinterungsgebäude. Die um 1712 im Altenburger Schlossgarten entstandene und erhaltene Orangerie zählt zu den beson-ders bemerkenswerten Orangeriebauten in Thüringen. Diese herzoglichen Orangerien werden in eigenen Beiträgen behandelt, wobei bislang unveröffentlichte Forschungser-gebnisse publiziert und Raritäten wie die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Entwürfe von Töpfen für Zitruspflanzen abgebildet werden.
Als territorial übergreifende, historisch jedoch ab 1826 zum Haus Sachsen-Coburg-Saalfeld gehörige Anlagen verdienen der Hofgarten Coburg und die Gärtnerei im Schlosspark Rosenau fachwissenschaftliche Würdigung. Die im 19. Jahrhundert errich-teten Orangerien stehen für die neue Wahl ihres Platzes innerhalb des Gartens. Enge verwandtschaftliche Beziehungen zum englischen Königshaus gaben der Rosenau eine Prägung im Sinne des viktorianischen Gartenideals mit einer äußerst spannungsreichen, in Nähe zum Schloss stehenden Orangerieanlage.
Neue Forschungsergebnisse aus Deutschland und Tschechien bilden einen Abschluss des Bandes. Der Bogen zu Gotha wird mit einem Beitrag über die dortige herzogliche Büchersammlung gespannt. Die 1640 angelegte Bibliothek verfügt noch heute über wertvolle botanische Werke, Garten- und Kräuterbücher sowie seltene Pflanzentafel-werke.
Der neue Band des Arbeitskreises Orangerien gibt auf rund 200 farbigen Seiten einen detaillierten Überblick über die Orangeriekultur im Herzogtum Sachsen-Gotha vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Unter Würdigung der stilistischen und formalen Entwicklung erschließt sich dem Leser die Bedeutung der behandelten Gartenanlagen und Bauten.
Dieser Band wurde
mit freundlicher Unterstützung
gedruckt:
Matthias Hey MdL und
Jens Scheffler, Gotha