Orangerie im Schlosspark Altenburg
Beitrag von Uwe Gillmeister
Die Altenburger Orangerie entstand im Zuge des Neubaus eines Lusthauses – heute als das
Teehaus
bekannt – in den Jahren 1710 bis 1714, wobei die Orangerie schon etwas eher „in Betrieb“ genommen wurde. Die Bauleitung übertrug Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg dem aus Sachsen-Zeitz stammenden Landbaumeister Johann Heinrich Gengenbach, der bereits mit Umbauarbeiten am Altenburger Residenzschloss beauftragt war. Gleichlaufend mit diesem Bau wurde das Parterre vor der Orangerie gestalterisch in Ausführung gebracht. Das Zentrum bildete dabei eine in Sandstein gefasste Fontäne. Die Orangerie, bestehend aus dem Mittelbau – auch Gewächshaus genannt – und die sich nach Osten und Westen angrenzenden Glashäuser wurden mittels zweier so genannten Lüneburgische Öfen beheizt.
Im Jahre 1713 wurden erstmals Zitruspflanzen in den Glashäusern auf ihren Stellagen positioniert. Ein reiches Sammelsurium aus sowohl herzoglichem Besitz als auch als „Erfolgsprodukt“ erfahrener und ehrgeiziger Gärtner seit dem Ende des 16. Jahrhunderts waren der Stolz des Gartens.
Bedingt durch die Tatsache, dass das Altenburger Schloss den Gothaer Herzögen als Nebenresidenz diente, gelangte die Orangerie nebst Garten zuweilen ins Hintertreffen. Das änderte sich erst mit dem Einzug des Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen als Begründer der neuen Linie Sachsen-Altenburg (1826), da sich dessen Sohn Joseph als ambitionierter Gärtner umgehend um die Belange der Orangerie bemühte.
Der bisher barock gestaltete Garten um die Orangerie wurde nun in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Seitenflügel der Orangerie dahin gehend verändert, dass die bisher schräg gestelltem Fensterfronten rechtwinklig aufgestellt und die bisher begehbaren Flachdächer durch den Aufbau von Satteldächern verändert wurden. Außerdem erhielt die Orangerie eine neue Kanalheizung, die gleichwohl als Vorbild für den
Orangerie-Neubau in Gotha
diente.
Mit dem Tod Josephs allerdings verlor die Orangerie im eigentlichen Sinne nach und nach erneut an Bedeutung und die seit dem Bestehen der Orangerie ständig aufgeführten Mängel an der Bausubstanz und auch am Pflanzenbestand selbst führten schließlich dazu, dass die Sammlung von Zitruspflanzen und deren Zucht und Pflege aufgegeben wurde. Das Parterre vor der Orangerie wurde begrünt und bepflanzt.
Nach der Abdankung des letzten Herzogs von Sachsen-Altenburg, Ernst II., im Jahre 1918 währte über einige Jahre die Suche nach einer neuen Nutzung. Sie diente allenfalls als Lager für Requisiten des Landestheaters. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erwachte das Interesse an dem Gebäudekomplex insgesamt. Da waren aber sämtliche Holzkonstruktionen und die Fenster bereits in völlig unbrauchbarem Zustand. Schließlich wurde die Orangerie durch funktionelle Umbauten für die Nutzung „als Kulturstätte des östlichen Stadtteils“ hergerichtet. Die hölzerne Fensterfront wurde durch eine massive mit jeweils fünf Fenstern ersetzt. Fortan wurde die Orangerie als Veteranenklub der Volkssolidarität genutzt, der dort ein breites Spektrum von Freizeitbeschäftigung und Vereinsarbeit anbot.
Mit der politischen Wende kam das Aus für diese Nutzungen und erneut harrte die Orangerie einer neuen Nutzung. Eine Gruppe rühriger Enthusiasten, in der Folge gar einem Verein, gelang es, die Stadtväter für die Restaurierung und Wiederbelebung des Komplexes zu gewinnen. Ab Herbst 2012 wird die aufwendig sanierte Orangerie u. a. Vereinen für Veranstaltungen zur Verfügung stehen und im Westflügel wird eine Sommergaststätte ihr Domizil finden. Leider wurde eine Verwendung im ursprünglichen Sinne nicht in Betracht gezogen.