Orangerie Schloss Pillnitz
bearbeitet von Wolfgang Friebel
Bereits im Jahr 1609 wurden in Pillnitz erstmaligsg südländische Pflanzen erwähnt. Dabei wurde von Feigen, Granatäpfeln, Pomeranzen, Artischocken, Lorbeer und Melonen gesprochen. Es findet sich aber kein Hinweis, ob die Pflanzen in Kübeln oder im Freiland kultiviert wurden. Im Kaufvertrag von 1694 über die Schlossanlage Pillnitz sind auch Orangeriepflanzen genannt worden. 1712 befand sich die Pillnitzer Anlage im Besitz der Gräfin Anna Constantia von Cosel. In dieser Zeit verwendete man hier Lorbeerpflanzen und Feigen. 1723 wurden in Gewächshäusern beiderseits von Berg- und Wasserpalais Orangen kultiviert. 1782 wird ein Konservationshaus in der Nähe der heutigen Kamelie errichtet.
Bereits 1778 wurde berichtet, dass zum Pillnitzer Schlossgarten auch ein botanischer Garten mit einer Sammlung ausländischer Gewächse gehörte. In einem Inventarium von 1798 wurden 64 Orangen und sechs Myrten aufgeführt. Parallel dazu gab es im Dresdner Zwinger (1709-11 von Pöppelmann erbaut) und als Winterquartier in der Orangerie im Herzogin Garten eine imponsante Sammlung von Orangeriepflanzen. 1734 wurden dort 31 Feigenbäume, 1159 Orangenbäume und 448 Lorbeerbäume genannt. In einem Verzeichnis von 1760 wurden 1031 Orangen und 424 Lorbeeren aufgeführt.
Mit dem Umbau des historischen Ringrenngebäudes in Pillnitz (Pöppelmann 1725) begann die Geschichte der eigentlichen Orangerie in Pillnitz. 1879/80 wurde das ehemalige Ringrenngebäude erweitert und zwei große Seitenflügel errichtet. In dieser Form ist die Orangerie mit samt der ursprünglichen Nutzung bis heute erhalten geblieben. Sie hat eine Nutzfläche von ca. 930 m².
1880 war die Luftverschmutzung in der Stadt Dresden so stark, dass man um den Bestand der restlichen Orangen im Dresdner Zwinger fürchtete. Deshalb ließ man die Pflanzen nach Großsedlitz und Pillnitz bringen. In Folge der beiden Weltkriege und nach der Abdankung des sächsischen Herrscherhauses kam es zu Verlusten im Pflanzenbestand der Orangerie, insbesondere von empfindlichen, pflegeintensiven Pflanzen.
Nach 1945 versuchte man, wertvolle Pflanzen aus den Schlossanlagen und Herrenhäusern in Sachsen zu retten, und brachte sie nach Pillnitz. Daher sind von den meisten Pflanzen des rund 450 Exemplare umfassenden Pillnitzer Bestandes weder Herkunft noch Alter bekannt.
Aus dem Bestand der " Zwingerorangen " existieren heute noch vier Pomeranzen mit einem stattlichen Alter von etwa 250 Jahren, eine Apfelsine von rund 200 Jahren und eine etwa 300-jährige Pomeranze, die damit zu den ältesten, im Kübel gewachsen Citrus in Mitteleuropa gehört. Der Stamm dieser Pflanze existiert nur noch in Resten, die Krone wird von einer Stütze gehalten. Trotzdem treibt sie jedes Jahr, blüht und trägt Früchte.
Einige Pflanzen haben 2009 im neueröffneten Palmenhaus eine Heimat gefunden, die anderen haben ihre Sommerstandorte im Park. Bis auf die hohlstämmige Pomeranze stehen die alten Orangenbäume, wie auch auf alten Fotos ersichtlich, im Sommer vor dem Bergpalais.
Weitere Informationen
Schloss und Park Pillnitz: www.schlosspillnitz.de »
Orangerie Pillnitz: Ostflügel und Ringrenngebäude.
Südliche Terrasse mit 40 Orangen aus Kuba, die 1987 als Geschenk nach Pillnitz kamen.
Foto © Schloss & Park Pillnitz
300-jähriger Pomeranzenbaum
Die hohlstämmige Pomeranze steht im Sommer vor der Pillnitzer Orangerie.
Foto © Schloss & Park Pillnitz