Die Orangerie von Schloss Belvedere Weimar
Beitrag von Dorothee Ahrendt
Herzog Ernst August von Sachsen Weimar ließ ab 1728 südlich von Weimar eine barocke Sommerresidenz mit einem Lustschloss, einer Menagerie und einer Orangerie anlegen. Die ersten Pflanzenhäuser wurden ab 1729 entlang der östlichen Querachse errichtet. 1732/33 kam das sogenannte große Orangenhaus hinzu. Den Abschluss bildete das 1733/34 erbaute Gärtnerwohnhaus. In den Folgejahren kam es zu einer Planänderung. Zwischen 1739 und 1755 entstand die noch heute existierende Orangerie mit den zwei gebogenen Flügelbauten, die jeweils in einem Kopfpavillon enden. Das alte Gärtner-wohnhaus blieb als Mittelbau erhalten.
Herzogin Anna Amalia ließ 1759/60 das sogenannte Lange Haus südöstlich der Orangerie erbauen. Ihr Sohn, Herzog Carl August, interessierte sich seit den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts verstärkt für Botanik und Pflanzenkunde. Dank seiner Förderung kam es zu einer enormen Vergrößerung der Belvederer Pflanzenbestände, so dass um 1820 ein regelrechter botanischer Garten entstanden war und sich die Herausgabe eines Bestandskataloges notwendig machte. Der „Hortus Belvederanus“ erschien 1820 und enthielt ca. 7600 Pflanzenarten und –varietäten. Besonders berühmt war Belvedere damals für seine Sammlung von Neuholländer und Cap Pflanzen, für die weitere Häuser, wie z. B. ein abschlagbares Winterhaus und sogenannte Erdhäuser entstanden. Im Jahre 1808 wurde als Verbindungsbau zwischen dem Südflügel der Orangerie und dem Langen Haus das Neue Haus erbaut. 1820/21 wurden alle Häuser mit Kanalheizungen ausgestattet, die noch heute ausschließlich mit Holz beheizt werden.
Nach dem Ableben Karl Augusts konnten die reichhaltigen Orangerie- und Pflanzen-bestände auf Dauer nicht erhalten werden. Auch mussten etliche Glas- und Treibhäuser wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Als Ersatz wurden zwischen 1881 und 1883 in der Gärtnerei ein neues Warmhaus erbaut. Das Lange Haus war in seinem Inneren in den Jahren 1869/70 zu einem üppig ausgestatteten Wintergarten umgestaltet worden.
1970 übernahmen die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur und in deren Rechtsnachfolge die Klassik Stiftung Weimar Park und Orangerie in ihre Rechtsträgerschaft. Seitdem werden die Pflanzenbestände der Oran-gerie wieder systematisch vergrößert und im Hinblick auf den „Hortus Belvedereanus“ modifiziert. Neben den klassischen Orangeriegewächsen wie verschiedenen Citrus, Agaven, Myrten, Dattelpalmen, Zypressen und Lorbeer bilden besonders die Neuholländer und die Cap-Pflanzen einen Sammlungsschwerpunkt. Diese werden winters ebenso wie eine Sammlung von Kamelien und Ericen der Öffentlichkeit im Langen Haus präsentiert.
Die Sanierung der Orangerie begann 1998. Bis 2004 wurde das Lange Haus instand gesetzt. Bis 2014 folgen nun die anderen Pflanzenhäuser, das Gärtnerwohnhaus und der Orangeriehof. Dafür stellen Bund und Land Fördermittel für das UNESCO-Welterbe zur Verfügung.
Orangerie Schloss Belvedere
Foto 2016 © C. Seidel ( KSW )