Orangerien und Glashäuser in Mecklenburg-Vorpommern
bearbeitet von Katja Pawlak
Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert sind Orangeriegebäude in Mecklenburg und Vorpommern nachweisbar. Dabei scheint die Tradition, Orangerien zu betreiben, von den landesherrlichen Höfen ausgegangen zu sein.
Den gesichert frühesten Nachweis für Orangeriepflanzen liefern die Aufzeichnungen des Rostocker Professors Peter Lauremberg, der 1628 aus dem herzoglichen Güstrower Garten Granatapfelbäume bezog. Albrecht von Wallenstein, der 1628 bis 1631 als Herzog in Güstrow regierte, ließ 1628 ein Inventarium für den Garten erstellen. Hierin werden noch Pomeranzen, Limonen, Zitronen und Feigen erwähnt. Der reisende Student Michael Franck fand bereits 1590 in Güstrow Parterres mit „ausländischen Blumen und Früchten“ vor, näheres ist nicht bekannt. Das Inventar des herzoglichen Schweriner Gartens von 1684 nennt an exotischen Gewächsen, die in diesem Garten zur Aufstellung gelangten: Feigenbäume, Lorbeer, Myrten, Pomeranzen, Jasmin, Rosmarin, Granatäpfel und Nelken in Töpfen.
Während der Barockzeit bestanden in den herrschaftlichen Gärten und in den Gutsgärten Orangerien, beispielsweise in Ivenack, Vietgest und Ihlenfeld. Die entscheidende Zeit der Orangeriekultur hierzulande war aber das 19. Jahrhundert. Von den Höfen der Großherzöge und des Fürsten Malte in Putbus verbreiteten sich die Orangerien und Glashäuser auf den zahlreichen Gütern Mecklenburgs und Vorpommerns. Überraschend ist dabei die große Vielfalt der Gebäude. Die vornehmlich im Landeshauptarchiv Schwerin überlieferten Fotografien aus der Zeit 1870-1880 und die unter anderem in der Landesbibliothek Schwerin vorhandenen Lithografien belegen, dass auf den Gütern insbesondere das an das Herrenhaus angebaute Glashaus beliebt war.
Im 19. Jahrhundert besaßen die mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge großartige, exotische Pflanzensammlungen, in denen sie, wie in der Schweriner Orangerie im Burggarten im Winter lustwandeln konnten. Adlige und Gutsbesitzer ließen sich ebenfalls bedeutende Glashäuser auf ihren Landsitzen errichten. Einige Gutsbesitzer legten große Pflanzensammlungen an. Auf dem Gut Karlsburg wurde sogar ein reger Handel mit Zitrusfrüchten und Orangeriepflanzen betrieben. Die Gutsgärtnerei der Familie von Bohlen versorgte im 19. Jahrhundert die nähere Umgebung mit Ananas, Orangenbäumen, Pomeranzen, Zitronen und Melonen.
Viele der gutsherrlichen Glashäuser, wie das am Schloss Basedow für die gräfliche Familie von Hahn von dem Berliner Architekten Friedrich August Stüler errichtete Glashaus, haben die Zeit nicht überdauert. Trotz der bereits eingetretenen Verluste hat das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gelungene Beispiele für die umfassende Restaurierung von Orangeriebauten aufzuweisen. Ein herausragendes Beispiel ist die Orangerie im Schweriner Burggarten. Sie wurde zwischen 1843 und 1857 nach Plänen des Schweriner Hofbaumeisters Georg Adolph Demmler und des Architekten Friedrich August Stüler errichtet. Mit großem Engagement der Landesverwaltung erfolgte die konstruktive Sicherung und Restaurierung dieser Orangerie. Auch die Orangerie in Putbus mit dem dazu gehörenden, bedeutenden Gewächshausensemble aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde restauriert.
Die heute umfangreichen Kenntnisse über die Orangeriekultur in Mecklenburg und Vorpommern gehen auf verschiedene Personen und Initiativen zurück. In den 1980er Jahren erarbeitete der Gartendenkmalpfleger Ernst-Georg Kiehne einen ersten Überblick über die Orangerien im Lande. Ein Orangerieseminar an der Hochschule Neubrandenburg von 2002 bis 2003 unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Marcus Köhler und Katja Pawlak erbrachte im Ergebnis Darstellungen zu herzoglichen Orangerien, Orangerien der botanischen Gärten sowie Pflanzensammlungen auf den Gütern. Diese Ergebnisse sowie ein Katalog der Orangerien und Glashäuser sind in einer 2003 herausgegebenen Publikation dargestellt. Im Jahr 2009 erschien als Resultat weiterer mehrjähriger Arbeit die Publikation „ Orangerien und historische Glashäuser in Mecklenburg-Vorpommern “. Darin stellen zehn Fachleute die Entwicklung der Orangerien vom Fachwerk- zum Steinbau bis zur Glas-Eisen-Konstruktion dar und geben einen Überblick über die hohe Gartenkultur im Lande. Ein Katalog mit insgesamt 123 Standorten, an denen es Orangerien, Glashäuser und Wintergärten gab beziehungsweise noch gibt, beschließt die Publikation. Damit liegt eine fast lückenlose Dokumentation zu den Orangerien in Mecklenburg-Vorpommern vor, womit die regionale Architektur- und Gartengeschichte eine wertvolle Ergänzung erfährt.